Als ich geboren wurde, waren alle schon tot.
Alle, die tot sein durften, weil sie gestorben waren,
bevor ich geboren wurde. Vielleicht waren sie auch
immer schon tot gewesen. Wie kann es sein,
dass diejenigen sterben, die zu meiner Zeit lebten,
und an die ich mich erinnere? Da ist etwas
falsch. Grundlegend falsch. Der Mensch auf dem Foto
soll nicht mehr existieren? Wie kann das sein?
Nur noch vergrabener Dreck? Für immer
verschwunden. Stimmlos. Atemlos.
Er hatte doch so jung ausgesehen,
bevor er alt wurde – wie ist das möglich?
Ich habe noch seine Stimme im Ohr.
Neben all den anderen Stimmen.
Ruhig, ganz ruhig.
Ich BIN ruhig. Nur sie sind es nicht.
Auf diesem Foto packt er seinen Koffer.
Er will verreisen. Dann kann er doch nicht tot sein.
Man kann nicht verreisen, wenn man tot ist. Oder?
Er ist noch nicht da gewesen, wo er hin wollte,
also muss er doch da sein. Der Koffer ist ja auch
noch gar nicht geschlossen.
Wo wollte er denn hin?
Ich weiß es nicht.
Dann war er vielleicht doch schon da.
Wieso DANN ? Was hat das mit mir zu tun?
Nur weil ich etwas nicht weiß, soll es stattgefunden haben?
Wo ist denn da die Logik?
Wie tot er ist, seit er nicht mehr lebt.
Man kann nicht so tot sein;
also müsste man doch leben.
Ruhig, ganz ruhig. Mit manchem muss man sich abfinden.
Abfinden! Das ist auch so ein Wort.
Die Abfindung. Mir hat noch keiner etwas dafür gegeben,
dass einer nicht mehr da ist. Und wenn, würde ich es
nicht annehmen. Ich würde es nicht haben wollen.
Hoffentlich hat er sein Nackenkissen nicht vergessen.
Ich sehe es gar nicht in dem Koffer. Er bekommt
doch so schnell Nackenschmerzen. Einmal
konnte er kaum aufstehen vor lauter Schmerz.
Aber das ist lange her.
Er ist noch oft aufgestanden danach.
Wahrscheinlich steht er morgen auch wieder auf.
Wir können ja gar nicht anders. Wir müssen
aufstehen. Weil wir nicht immer liegenbleiben können.
So ist es doch. Oder?
Ja.
Wenn er nur nicht seinen Zug verpasst.
Er hält so lange inne. Er sollte endlich
weiter packen. Hoffentlich ist er nicht zu erschöpft.
Dann müsste er sich ausruhen. Vielleicht
wartet der Zug ja auch auf ihn. Er hat so oft
den Zug genommen, dass der auch mal auf ihn
warten könnte. Er hat so oft den Zug genommen,
dass ich manchmal dachte, ohne ihn kann
ein Zug gar nicht fahren. Er hatte ja
Flugangst. Er konnte nicht fliegen. Er meinte,
er würde abstürzen. Dabei sind doch immer nur
Flugzeuge abgestürzt, in denen er NICHT war.
Wenn er sich das klargemacht hätte, hätte er
fliegen können. Aber Logik war seine
schwache Seite. Da konnte man reden,
wie man wollte. Er verstand einen einfach
nicht. Na ja. Egal.
Haben Sie nur dieses eine Foto?
Sehen Sie bloß – wie ruhig er atmet. Man sieht es
kaum. Nur wenn man ganz genau hinschaut, kann man es
sehen. Man muss immer ganz genau hinschauen.
Sonst verpasst man, worauf es ankommt.
Wenn man natürlich nicht weiß, worauf es ankommt,
kann man es auch nicht sehen; da kann man
schauen, so lange man will, man sieht es nicht.
Das stimmt.
Als ich geboren wurde, gab es nur Lebendiges
um mich herum. Das war schön.
Das ist doch immer noch so.
Oder sehen Sie die Toten?
Woher soll ich das wissen?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht sehe ich sie.
Sind Sie tot?
Nein. Ruhig, ganz ruhig.
Ich BIN ruhig. So wie er.
Ich will nicht unruhiger sein
als er. Es ist schön,
wie ruhig er ist.
Ja.
Danke. Es war nett mit Ihnen zu plaudern,
aber ich muss jetzt auch meinen Koffer packen,
sonst verpassen wir doch noch den Zug.
Der wartet nämlich nicht auf uns.
Sie haben recht.
Ich werde Sie begleiten.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie, Psychologie, Tod, Wahnsinn | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
»Dir ist gerade ein Tropfen aus der Nase gefallen«, sagt sie.
»Das war nur Wasser«, sage ich.
»Der war aber trübe.«
»Dann war es eben Wasser, das zu mir passt.«
»Da«, sagt sie und tippt auf meinen Ärmel, mit der Fingerkuppe genau auf den feuchten Fleck.
Das werde ich nicht mehr vergessen.
Wie sie dabei gelächelt hat.
Das hilft beim nächsten Streit.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Liebe, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Als ich ein kleines Mädchen war,
ging ich die Treppe hinauf.
Plötzlich stand der Großvater dort oben.
Am Anfang oder am Ende der Treppe.
Er lächelte, als er mich sah.
Dann kippte er nach vorn und fiel.
Ich fuhr in ihn, als er mich mitriss,
und wir starben gemeinsam.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Zu spät, sich zu erfinden
Wenn einem erstmal die Geburt dazwischen gekommen ist
Schon gar nicht neu
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Hier muss ich abbiegen
Es tut mir leid
Ich hätte dich gerne weiter begleitet
Bis zum Ende
Das wäre das Ziel gewesen
Aber hier zweigt ein Weg ab
Den du nicht gehen sollst
Noch nicht
Dein Weg kommt später
Er ist nicht zu sehen bislang
Und länger
Ob unsere Abzweigungen
In parallele Wege führen? —
Ich weiß es nicht
Und ob ich es glaube
Kann ich nicht sagen
Man sagt, Parallelen schneiden sich
Im Unendlichen
Wollen wir, gesetzt die Fälle, uns dort treffen?
Ich will.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Liebe, Lyrik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Plakate von Stummfilmen
hängen leise an den Wänden
In einem anderen Raum erklingt eine Phantasie
auf einem vorgestellten Klavier
Eine Zitterspinne zupft lautlos
Die Fäden in ihrem Netz aus Musik
Ich wurde nie gestillt in meinem Leben
Und trotzdem kein verkrachter Mensch
Alles hat etwas zu bedeuten
Wohl könnte das unheimlich sein
Aber wenn man gut auf sie aufpasst
Verliert man nicht die Ruhe
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Könnte eine Blume etwas tun
Täte sie als ob sie noch lebte
Abgeschnitten steht sie gemeinsam mit anderen
In einer Vase auf einem Grab
Und sieht lebendig aus für begrenzte Zeit
Ein Mensch hat sie der Erde geraubt
Um sie einem Toten zu schenken
Der nichts davon weiß
Könnte der Tote etwas tun
Wäre er anders als eine Blume ohne Wurzeln
Tief in der Erde
In einem Gefäß
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Tod, Verfall | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich bin jetzt in dem Alter
Wo jedes neue Gedicht die vorigen besser aussehen lässt
Und den Gesamteindruck beschädigt
Alterswerk nennt man das
Wenn man nicht schweigen kann
Obwohl man nichts mehr zu sagen hat
Man will sich
Auch noch jene Zeit vertreiben
Die man kaum noch hat
Dabei wäre es besser
Die Zeit würde einen totschlagen
Weil man sie langweilt
Ungnädig genug wäre sie
Aber wahrscheinlich ist man es ihr nicht wert
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alter, Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
All diese Menschen
die groß rauskommen wollen
und denken
das sei das Sein
Ich bleibe lieber
drin – und bin
Für mich
Und nicht für Andere
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyirik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Niemand spielt auf ihr.
Sie könnte verstimmt sein.
Vielleicht aber ist sie nur verstummt.
Und was wäre schlimmer?
Keiner weiß es.
Aber keiner sagt nichts.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Die Straßen gibt es noch.
Die Läden sind verschwunden.
Die Läden, in denen ich Dinge gekauft hatte,
die kaputt gingen
und auf den Müll geworfen wurden.
Irreparabel. Die Verkäufer
sind tot, denn sie waren
schon alt, als ich jung war.
Doch vielleicht nicht so alt
wie ich – heute.
Mich gibt es. Noch.
Noch nicht
kaputt. Noch. Nicht
auf dem Müll. Irre
parabel.
Ich bin noch
da. Mit all den kaputten Dingen
in meiner Erinnerung.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alter, Kultur, Lyrik, Tod, Vergänglichkeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
»Was hast du da grad gemacht?« fragt sie.
»Eine Spinne in den Garten gebracht.«
»War sie groß?«
»Nein. Eine ganz dünne, kleine. —
Sowas wie du.
Als Spinne halt.«
Sie lächelt. »Ich mag unsern Garten.«
»Na dann ist ja alles gut.«
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Man sprach von einem ‹vergessenen› Dichter.
Aber diejenigen, die von ihm sprachen,
hatten ihn nicht vergessen.
Und jene, die nichts von ihm wußten,
hatten ihn niemals gekannt.
An einen solchen Dichter kann man nicht erinnern.
Hinterlasse einen Kommentar | Veröffentlicht inAlles
Sie lag auf dem Kanapee.
Das Prachtstück. Nackt & bloß.
Bäuchlings, die Kniee gewinkelt; das
Blondhaar pferdegeschweift.
Eine warme Nacht, von antiken Lampen erleuchtet.
»Lu«, sagte er. Der Ohrensessel schützte ihn.
»Hm?«
»Hast du jemals in der Badewanne Flossen getragen?«
»Ja«, sagte sie, »als kleines Mädchen. Du nicht?«
»Doch«, sagte er, »ich habe mir sogar
eine Kaffeedose auf den Rücken geschnallt, um
unter Wasser atmen zu können. Die Dose war
mit einem Schlauch verbunden, und den habe ich
mir in den Mund gesteckt.«
»Und du hast es überlebt, wie ich sehe. Ein Glück.«
»Findest du?«
»Sag nicht sowas.«
»Schon gut. – Hattest du eigentlich eine schöne Kindheit?«
»Nein«, sagte sie. »Du?«
»Ja«, sagte er, »aber das wurde mir erst bewußt,
als sie vorbei war.«
Wo treffen sich Blicke? In der Mitte? Diesseits oder jenseits?
Oder in den Köpfen?
»Wie kommst du auf die Flossen?«
»Weiß nicht. – Vielleicht weil du da so liegst.«
Sie lächelte. »Willst du dich nicht auch ausziehen.«
»Noch nicht«, sagte er, »ich will das Bild nicht zerstören.«
Sie verschränkte ihre Hände unterm Kinn. Blasse Hände. »Und –
was machen wir dann?« Sie schlenkerte mit den Füßen.
Auch in dem großen, alten Spiegel, der am anderen Ende
des Raumes stand; alles darin bekam einen Stich ins Türkise.
»Die Halbwelten in Schwingung versetzen.«
»Au ja« sagte sie.
Er stand auf und ging zu ihr. Sie streckte die Beine.
Einhändiger Applaus. Zitterndes Gewebe.
Und dann weinte sie.
»Was ist?« sagte er.
»Zu blöd«, sagte sie, »da wurde wohl eine Erinnerung ausgelöst.
Ist gleich wieder vorbei.«
»Tut mir leid.«
»Nicht schlimm. Und nicht deine Schuld. Manche
Erinnerungen sind so überflüssig. Und die schönen
sind bei mir oftmals verschwommen.«
Sie rückte ein Stück zur Seite, und er legte sich neben sie
auf den Rücken. Nur wenige Tropfen,
die er wegzuwischen hatte. Das schmale Gesicht
reflektierte jeden Schein. »Stell dir vor«, sagte sie,
»jemand würde uns so sehen, uns beobachten, uns zuhören –
was würde der denken?«
»Was für eine Vorstellung. Gut, daß das unmöglich ist.
Uns kann doch niemand begreifen.«
Sie lachte, kurz und hell, mit schimmernden Zähnchen.
»Aber wir uns«, sagte sie – »komm, begreif mich.«
Fließende Bewegungen gingen ineinander über;
sie gingen ineinander über. Es gab
nicht viele freie Flächen auf dem Kanapee,
aber mehr und mehr wurden sie mehr.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Erotik, Kultur, Liebe, Lyrik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Erotik/Sex (eine Auswahl), Gedichte/Texte
Und schon ist man ein Dutzend Mal
der Fünfjährige der Vergangenheit.
Das ist ein Schock –
so hab ich’s noch in der Schule gelernt:
5 Dutzend sind ein Schock.
Das kann man wohl sagen.
All diese Fünfjährigen,
die man in sich trägt –
Jeder hat anderes erlebt.
Und anders empfunden.
Man erinnert sich
an die Empfindungen, die
es nicht mehr geben kann,
weil man den Schock auf dem Buckel hat.
Die Illusion von Kontinuität.
Dabei hoppelt, ruckelt & springt man durchs Leben
und altert auch so. Es addieren sich bloß die Abschnitte;
kein Wunder, daß man nicht erwachsen wird.
Manchmal hatte man auch zweieinhalb
Fünfjähre in sich – dann war man so um die 12.
Ich will hier ja nicht so tun, als gäbe es
irgendeine Regelmäßigkeit. Ein Gleichmaß
des Daseins. Keine Maßeinheit
beschränkt die Maßlosigkeit.
Man wechselt die Spielplätze
und spielt, man wäre altersgemäß.
Der Verfall ist die Maske
vor dem wahren Gesicht.
Glaubt mir nicht, glaubt mir nicht –
das bin ich nicht.
Und Ihr seid auch nicht,
was ich sehe.
Maskenballer, wir alle.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ein letzter Auftritt wird versucht —
Da hackt der Schmerz in die Achillessehne!
Die Bühne zu hart, der Schritt zu forsch,
der Körper zu alt.
Wieder nichts.
Und es ist ja auch richtig:
mit 60 hat man lange genug gelebt.
Wie erbärmlich sich alle ans Leben klammern!
Immer noch ne Wiederholung des Bekannten;
oder dessen Abklatsch, mieser als das Original.
Haben die alle kein Gedächtnis?
Zu viel Eiweiß im Gehirn?
Oder erscheint ihnen durch die schwindenden Sinne
Alles ganz neu?
80, 90, 100 —
Der Traum von der Unsterblichkeit. Ein Alb!
Tja leider, bei mir klemmt der Vorhang auch.
Seit 2 Jahren will er sich nicht schließen.
Man muss warten. Und versuchen,
das geliebte Wesen (das einem heldengleich
zur morschen Seite steht) nicht gar zu sehr zu nerven.
Bleibt man, tut es weh – geht man, tut es weh.
Nicht sein. Ganz vorsichtig von den Brettern humpeln,
von den Brettern, die
nicht – so – viel –
bedeuten.
P.S. Ich mag keinen Besuch.
An mein Grab soll auch keiner kommen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alter, Kultur, Lyrik, Philosophie, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Waren Sie schon mal draußen?
So richtig draußen?
Da trifft man Menschen,
die gar nicht draußen zu sein scheinen.
Die verhalten sich, als wären sie
drinnen.
Es ist zum Fürchten.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Angst, Einsamkeit, Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Als der Schnee noch von den Antennen fiel
und die bewegten Bilder rauschten
fluchte man –
weil man nicht ahnte
daß selbst dies Gegenstand einer Sehnsucht sein kann
im Rückblick der Zukunft
Denke daran
versuche ich mir zu sagen, wenn
ich fluche
Erinnere dich an die Zukunft
Das Bessere könnte dich langweilen
Und der Charme des Ärgerlichen
dich erheitern.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Das Versagen ist ein stilles Zimmer.
Kein Schall, der stört, keine Augen, die glotzen.
Erfolg wäre Lärm, ein Schmerz im Gehör.
Ich habe mein Leben vertrödelt, versoffen, vertändelt,
ver-fault. Hab mich versagt. Gehöre
niemandem, nicht dazu, nirgendwo
hin, wo ich nicht bin.
Mach’s mir gemütlich im künstlichen Licht.
Hab mich verschrieben
dem Privaten. Abgeschottet & zufrieden.
Verstehe kaum, was Menschen mögen,
was sie antreibt, was sie treiben.
Das Menschenmögliche ist mir zu viel.
Moment – versuche ich hier gerade
mich zu trösten? mich abzufinden?
mich schönzureden? mich interessant zu machen?
Das wäre das Schlimmste, das Niedrigste,
das Unsägliche. Das letzte Versagen.
Schlimmer als selbstverlegt, schlimmer
als ein E-Book bei Amazon –
nein, bitte nein!
Finde ich etwa gut, was ich hier tue?
Fand ich es je? Mit Alkohol im Blut
vielleicht. Im Suff finden sich ja alle gut.
Die armen Schweine. Die sollten sich mal
nüchtern betrachten. Ganz trocken.
Dann ist es aber aus
mit der Unsterblichkeit. Mit Epigonen kann
selbst die Nachwelt nichts anfangen.
Und man gerät nicht in Vergessenheit
wenn man niemals im Bewusstsein war.
Oh, du stilles Zimmer. Mein Raum.
Nur mit mir in dir.
Unverzagtes Versagen. Sonst gibt es nichts
zu tun. Alles
weitere versage ich mir.
Schnauze jetzt! Tu doch
nicht so! Möchtest gern,
du Möchtegern.
Der Wille aber ist
nichts. Das weiß ja jeder
Serienkiller.
Da zählt nur die Leiche,
und nicht das Messer in der Lade.
Ja, der blindlings tastende Soziopath
trifft nur sich selbst. Da ist keine Welt
im Raum. In jenem Zimmer. Und
keiner versteht ihn.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alkohol, Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
[Auf dem Lokus blätterte ich
in einem alten Video-Katalog
von Beate Uhse. Einer der Pornos hieß:
Heißer als Lava
Was mir dazu augenblicklich einfiel –
je nun, Folgendes.]
▪️▪️▪️▪️▪️▪️
🎶 Heißer als Lava
Ist ihr Kadaver 🎶
Wenn ich übern Friedhof schleiche
Freu ich mich auf ihre Leiche
Mit dem Spaten in den Händen
Zuckt es schon in meinen Lenden
An ihrem Grabe muss ich graben
Um mich an ihrem Leib zu laben
Ich klopfe an womit auch immer
In silberblassem Mondenschimmer
Sie liegt so schön in ihrem Sarg
Sie liegt so still wie ich es mag
Ganz feucht ist sie und weich
Ich komme, Schatz, ich komme gleich
Du riechst so gut und schweigst so schön
Wir wollen gleich nach Hause gehn
Da kuscheln wir und schlafen lange
Ich küsse deine dunkle Wange
Ich streichle zärtlich deine Waden
Liebkose lüstern deine Maden
Immer will ich bei dir liegen
Rotten stinken Würmer kriegen
Natur sind wir für lange Zeit
Ein kleiner Teil von Ewigkeit
Und wenn es wohl auch seltsam klingt
Ich liebe was aus uns entspringt
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Halloween, Horror, Kultur, Liebe, Lyrik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Jahre später entdeckte ich ein Foto im Internet:
da saß er an einem gedeckten Tisch, und
Helmut Berger leckte ihm die Haare
(zumindest sah es so aus).
Dalli Dalli Aftershow-Party Mitte der 80er Jahre.
Wenn man das gewusst hätte – das wäre doch
ein Gesprächsthema gewesen! Andererseits:
gesprochen hatte man ja nicht so viel.
Ich hatte ihn in einem Sexchat getroffen.
30 Jahre nach HB. – Wir beide auf der Suche
nach einem Dreier (auch so’ne Disziplin).
Fotos wurden ausgetauscht.
Eines seiner Fotos zeigte ich
meiner Freundin. »Und?«
»Ist okay«, sagte sie, »der geht.«
Er/es sollte unser erster sein.
Und dann saßen wir zu dritt auf dem Sofa
meiner Großeltern. Er in Radlerhose & T-Shirt,
sie in ihrem Schulmädchenoutfit zwischen uns
(der karierte Rock so kurz wie das Lineal, das man selber
als Schüler im Ranzen gehabt hatte).
Ich hatte auch was an, aber soetwas merke ich mir nicht.
Der Mann sah älter aus als auf dem Foto, das er mir geschickt hatte,
aber so ist das halt – nicht schlimm.
Wir waren nicht zum Reden zusammengekommen -
sie legte ihren linken Schenkel auf seinen rechten
& streichelte die Ausbuchtung, die in der Radlerhose
besonders zur Geltung kam. Eigentlich
ging alles recht schnell. Dalli Dalli. Er war nun mal
Sportler und auf Geschwindigkeit getrimmt.
Schnell stand er auf, schnell zog er sich aus.
Und schon war sein Schwanz in ihrem Mund.
Der Schwanz war ziemlich kurz, aber die Eier gewaltig.
(Später fragten wir uns, ob das was mit Doping zu tun hatte;
aber ich glaube, da schrumpfen sie eher.)
Er trug einen Cockring.
Schließlich gingen wir in das Zimmer mit den Schaufensterpuppen.
Da lag eine Matratze auf dem Boden. Auch beim Ficken
schien er schnell durchs Ziel kommen zu wollen. Er war ein Rammler.
Es hätte mich nicht gewundert, kleine Rauchwölkchen sich kringeln zu sehen.
Sie sah nicht gerade begeistert aus. Schaute mir in die Augen.
Ein bisschen verloren, ihr Blick. Zum Ausgleich machte ich alles
ganz langsam. Seltsamer Staffellauf. Ich war schon immer
der Langsamste. In der Schule. Beim Sport. Beim Essen. Wie waren nochmal
seine Bestzeiten? »Dein Freund hat einen schönen Schwanz«, sagte er
zu ihr. Nun ja. Ob da was gelaufen war – mit Helmut Berger?
(Der sah auf jenen Fotos noch richtig gut aus, da wäre ich auch
nicht abgeneigt gewesen......)
Ein bisschen Smalltalk gab es dann doch noch. Er saß wieder
auf dem Sofa und musste sich nur noch die Schuhe anziehen.
Wir standen. Ich glaube, ich hatte mir etwas angezogen, aber
soetwas merke ich mir nicht. Sie jedenfalls war noch nackt,
soetwas merke ich mir. Er sprach von seinem Herzen.
Mit seinem Ruhepuls hätte ich mich für tot erklärt.
Ja, der Leistungssport! Ständig musste er
irgendetwas tun, um nicht abzunippeln. Sein Arzt sei besorgt,
sagte er.
Früher hätte ich das alles viel detaillierter geschildert –
aber ich werde ja auch immer älter. Aktuelle Fotos –
ach, Schwamm drüber.
Meine Phantasie arbeitet assoziativ.
Hatte ich nicht beinahe Verbindung aufgenommen
mit Visconti? Die Unschuld. Die Verdammten.
Gewalt und Leidenschaft. Ludwig. (Mit Berger.)
Tod in Venedig. Sehnsucht. (Ohne Berger.)
Wenn man das alles damals schon gewusst hätte!
Der Olympionike hatte bei den Spielen
keine Medaille gewonnen.
Dabeisein ist alles. Das war Spitze!
Auf der Sofalehne fand ich seinen Cockring.
Den warf ich in den Mülleimer
zusammen mit dem Kondom.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Erotik, Film, Kultur, Liebe, Lyrik, Sex | Veröffentlicht inAlles, Autobiographische Prosa, Erotik/Sex (eine Auswahl), Gedichte/Texte
Du reifst so vor dich hin
und reifst und reifst
Reifen
Rollen spielen
Profil haben
Auch wenn’s längst nicht mehr vorwärts geht
Die Luft wird immer rauer
(zumindest kommt es dir so vor)
Und irgendwann bist du platt
Dann bist du reif
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich würde
Mich an einem Baum nur
Im Herbst aufhängen
Ich wette
Zwischen bunten Blättern
Würgte meine Leiche recht apart
Beschwingt durch Stürme
Bewegte ich mich
Dann mehr
Als im Leben
Wer im September geboren wurde
Weiß Bescheid
Wer raschelt da?
Wer pendelt da?
Wer schaukelt da?
Verfärbtes Laub
Verfärbte Fratze
Über der Hanfkrawatte
Wird gegrinst
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Der Mensch definiert sich gern
Über seine Zahnrad-Existenz
Es ist ihm wichtig
Wo er sitzt im Werk
& wer ihm in die Zähne greift
Um ihn voran zu treiben
Seine Welt ist eine Uhr
Und er denkt die fliehenden Zeiger
Seien die Zeit an sich
Und ohne ihn ginge nichts
Aber nichts geht immer
Es braucht ihn nicht
Das Nichts
Ich bleibe lieber stehen
Ohne mich vergeht alles
Genauso schnell
Es zieht vorbei
An meinem Stand der Stillstand heißt
Ich muss nur bleiben wo ich bin
Ich setze nichts ins Werk
Ticke nicht & tacke nicht
Weder falsch noch richtig
Gehe nicht & gonge nicht
Es ist mir wenig wichtig
Und was mir wichtig ist
Verstehen nur wenige
Ich hab versucht kein Mensch zu sein
Es ist mir nicht gelungen
Ein Zahnrad bin ich nicht
Sonst knirschten meine Zähne
In dem Getriebe jener Welt
Lasst mich
Rast & Ruhe sein
In dieser Uhr
Die nichts bedeutet
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
In der Regalgasse
kam sie auf mich zu
mit ihrem Einkaufswagen
»Ich hab zweimal Milchreis mit Zimt
für dich«, sagte sie.
Ȁh, danke - - ich glaub,
ich mag den im Moment gar nicht mehr.«
»Ah – okay ---«
»Nach dem letzten Mal ging’s mir so komisch.....«
»Aha....«
»Ja. Hm. Vielleicht bringst du ihn doch besser wieder zurück.«
»Ja; klar; mach ich.«
Das wird jetzt niemand verstehen,
der nicht weiß, wie sie, und nur sie,
etwas sagen kann – aber
es hätte mir doch beinahe
das pumpende Hohlorgan zerrissen;
und ich musste hinterher
zur Kühlung
Sie stellte die Schälchen zurück
Deren Inhalt ich vielleicht lieber hätte herunterwürgen sollen
um ihr eine Freude zu machen
& um mich selber besser zu fühlen
in aller Übelkeit
Da nahm ich sie von hinten
in die Arme - »Vielen Dank nochmal,
dass du daran gedacht hast.«
Es fielen noch weitere Worte im Supermarkt,
und gelächelt wurde außerdem.
Und so wird nun auch Milchreis zum Symbol werden
Zur stehenden Redewendung
Zum Insider
Zur Anspielung
in dieser Beziehung.
Und natürlich hat das alles nichts mit Literatur zu tun.
Denn es wird behauptet, die solle
Gefühle erzeugen – und nicht schildern.
Aber wenn etwas etwas soll
will ich etwas anderes wollen.
Und sagen: Seht her!
So kann es sein.
Es kommt vor
dass sich die Richtigen treffen.
Das sagt Euch der Pessimist,
der an gar nichts glaubt.
Übrigens war vermutlich alles ganz anders.
Plötzlich hatte ich das kleine Mädchen gesehen & gehört...
Das Mädchen, das ich nur von Photos kenne
(& in ihren Augen sehe)
Und es hatte mich gerührt
Gerührt bis an die Schmerzgrenze —
An der Kasse
war dann noch die Flüssigseife nicht richtig ausgezeichnet
und die Kassiererin konnte so kurz vor Schluss
niemanden mehr erreichen
& in ihrer Liste konnte sie den Preis nicht finden –
drum ließen wir die Seife also auch noch zurück.
Aber das ist ja eigentlich schon wieder eine andere Geschichte.
Die bestimmt ebenfalls irgendeinen Symbolwert hat.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Liebe, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Man kann gar nicht still genug sein
Um den Lärm der Anderen auszugleichen
Untergang im Überfluss der Klänge
Nicht totzuschweigen sind die Geräuschereichen
Verkrachte Bilanz, Überschuss des Schalls
Die abscheulichsten Wellen schlägt
Der Mensch
still still still
sein
Eine Ruhe, die nicht ewig ist -
Ist keine.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Umwelt | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Jemand kitzelte ein Gitarrenkind
Ein sanfter Bass tapste nebenher wie ein Bär
Der alte Mann in der Scheibe sang
I’ll see you in my dreams
Da kam sie in das Zimmer und tanzte
Kurzes Hemd, gestreiftes Höschen
Sie barfüßelte vor der Spiegelwand
Drehte sich und schwang die Arme
Witzig und ernst, da und traumverloren
Und so schön und leicht wie der Moment
Den man nicht erwartet hat
Nach all den Jahren
Muss ich immer noch lächeln
Wenn ich einen Raum betrete
In dem sie sitzt
So als wäre ich überrascht
Und könnte es nicht fassen
Weil das Glück das ich hatte
Unfassbar ist
Immer noch immer noch immer
… tender eyes that shine …
Und sie lächelt zurück!
Und lacht sogar! Meistens
Wir wissen wie man das nennt
Aber wir haben ihr einen neuen Namen gegeben
Der nicht nur ein Wort ist
Der alte Mann schweigt
Die Ukulele verstummt
Es ist spät geworden
Der Song summt in meiner Erinnerung
Auf dem Stuhl neben dem Bett
Scheint sich eine Biene entkleidet zu haben
Man muss mit allem rechnen
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Erotik, Kultur, Liebe, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Du warst in dieser Welt
Ich hatte Angst vor dir
Ich fühlte mich beschützt von dir
Wieviele sind noch am Leben
Die dich kannten
Wirst du vergessen sein
Wenn ich sterbe
Als wärest du nie gewesen
Auf dieser Welt
In der dein Schutz mir fehlte
Als du verschwunden warst
So jung so früh
Es ist egal
Nur die Wesen vergessen
Was verwest
Im Gedächtnis der Welt
Bleibt alles Erinnerung
Sie weiß dass du da warst
Und die Angst ist vergangen
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Erinnerung, Kultur, Lyrik, Philosophie, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
»Warum hältst du?« fragte sie.
Leise lief der Motor: eine gerade Landstraße,
grauer Asphalt, leer & verlassen, einsam
bis zum weit entfernten Horizont - - - - -
»Hier geht’s nicht weiter«, sagte er,
»ich hatte es befürchtet.«
Ein stilles Fragezeichen
auf dem Beifahrerinnensitz: ?
»Im Verkehrsfunk verheimlichen sie so etwas immer.
All diese Staus, die von Tarnfahrzeugen verursacht werden.
Das kann jetzt ein paar Stunden dauern.«
Verdutzt ist ein schönes Wort.
Lächeln ein noch schöneres.
Sie war wie ein Buch der schönen Wörter.
»Unser Leben ist so ereignislos«, sagte sie,
»nie passiert was —
aber was WIR so alles erleben!
Das geht auf keine Brontosaurushaut.
Nur gut, daß keiner seinen Motor laufen läßt.«
»Ach ja«, sagte er – und drehte den Schlüssel.
Wie still es war!
Still & aufregend. Hier -
wie überall; wo man sein konnte.
Bei sich. Mit sich. In sich. Zusammen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Die Spiegel werfen Falten
Egal wie jung man auf die Fläche blickt
Alles verkehrt
Und der Geist unsichtbar
Erkenne dich selbst
Wie du nicht bist
Stumm & geruchlos im Glas
Eingeweckt und doch verfaulend
Tiefe nur vorgetäuscht
Leben als optisches Phänomen
Was man da sieht
Soll ein Mensch sein?
Sein sein?
Silbrige Gaukelei
Geht vorbei, geh vorbei
Fabrikat aus Splittern
Ein Ganzes wirst du nie
Lass dich fallen
Wirf dich hin
Wie der Spiegel die Falten
Wie die Schwerkraft die Alten
Täusche vor geh zurück
Schmeiss noch einen letzten Blick
Auf Alles
Was nicht du ist
Auf Alles
Was du nicht bist
Spieglein Spieglein Märchentand
Plisseevisage Stundensand
Die Spiegel werfen Falten
Sie solln mein Bild behalten
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alter, Kultur, Lyrik, Philosophie, Tod, Vergänglichkeit, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Im Sitze meines Lebens
(was bei Anderen im Laufe heißt)
gemütelte ich häufig auf dem Sopha mit p-h
und Büchern in den Tellern meiner Hände
Mit Blätterfingern fuhr ich durch das Laub
der Bände – ganz fremd wurde mir da zufurchte;
fremd der Waren Welt mit ihren Würglichkeiten
und ihrer Enge, die außerhalb des Geistes liegt
Im Rascheln der Romane war ich zu Hause
im Rauschen der Gedichte unterwegs
Der stumme Besucher in den Winkeln
der Biographien: das war ich
Reich war ich in meinen Reichen
Auf den Brettern, die Regal bedeuten
Traf nie einen meinesgleichen
Mischte mich nicht unter Meuten
Was zur Neige geht, ist nicht mein Leben
Eine Welt nähert sich dem Ende
Was Gedanken leise weben
Fällt am Schluß durch offne Hände
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Tod, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Vorsichtig gehen – – –
nicht dass man versehentlich in Kontakt tritt
wie in so’nen Haufen.
Den Gestank wird man so schnell nicht wieder los.
Jeder Auftritt könnte der letzte sein.
Lieber gleich daheim bleiben, denn da ist man schon
und muss sich kaum bewegen.
Lauschen wie der Treibsand durchs Stundenglas rieselt.
Die Klingel hat keinen Strom mehr,
und die Haustür ist verklemmt.
Menschenscheu war ich früher,
heute meprisier‘ ich nur noch.
Schöne Ausblicke sieht man auch durch Fenster.
Bäume, Himmel, Mädchenschenkel —
gehen, bleiben,
nur nicht winken!
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Des Malers Hand schafft
eine Landschaft
ohne Menschen
ohne sich
Denn er ist ein Mensch
Jeder Mensch ist eine Umweltzerstörung
Schon allein – sein Anblick zerstört
die Harmonie
Ich stehe in einer Landschaft
ohne Menschen
blicke aus mir heraus
als wäre ich nicht da
Nein, ich stehe in einer Landschaft
mit mir – wie schön
wäre sie erst ohne mich!
Der Maler soll mich löschen
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Kunst, Lyrik, Natur, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Eine virtuelle Welt verschwindet
Im leeren Raum des Todes
Ein Idiot stirbt
Auch er dachte
Und hatte eine Sicht auf das
Was er für Alles hielt
Es wird kaum dunkler
Durch sein Verschwinden
Wie finster wird es hingegen
Wenn ein Geist dahingeht
Den wir groß nennen
Und doch — bloß
Eine virtuelle Welt verschwindet
Im leeren Raum des Todes
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.